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Leopard 2

Die Feuerleitanlage des Kampfpanzers Leopard 2

Die Entwicklung des Nachfolgers für den erfolgreichen Leopard 1 begann bereits Ende der 60er Jahre und lief bis zum Ende der 70er Jahre. Maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung dieses Kampfpanzers hatten die Ergebnisse der Entwicklung des Hauptkampfpanzers 70 / MBT-70, die in Zusammenarbeit mit den USA erfolgte.
In den Jahren 1978 und Anfang 1979 erfolgte die Erprobung mit den ersten Vorserienmodellen und Ende 1979 begann die Auslieferung der ersten 380 Leopard 2 an die Truppe. Im Verlaufe der Entwicklung wurden verschiedenste Muster gebaut und getestet. So waren unterschiedliche Feuerleitrechner und Entfernungsmesser erprobt worden. Das System EMES-13 von 1973 arbeitete beispielsweise mit einem Korrelations-Entfernungsmesser. Erst im Juni 1976 entschloss man sich, ein System der US-Firma Hughes (EMES-15) zu kaufen und für den Einbau in Verbindung mit einem Laser-Entfernungsmesser der gleichen Firma vorzubereiten. Als Nachtsichtgerät sollte ein Wärmebildgerät der deutschen Firma Zeiss, das auf einem US-Modul basiert, verwendet werden. Bevor dieses Wärmebildgerät für den Truppeneinsatz zur Verfügung stand, wurde der Leopard 2 für eine Übergangszeit mit dem
passiven Ziel- und Beobachtungsgerät PZB-200 ausgestattet.

Die Feuerleitanlage des Leopard 2 umfasst als Hauptbaugruppen das Tagzielfernrohr mit Laser-Entfernungsmesser und Wärmebildgerät, eine gemeinsame Ausblickbaugruppe mit in zwei Ebenen stabilisierter Visierlinie, den ballistischen Rechner, die Waffennachführanlage, ein telekopisches Hilfszielfernrohr, ein stabilisiertes Kommandantenrundblickzielfernrohr und die entsprechenden Elektronikblöcke. Die Unterbringung der Hauptbaugruppen zeigt Bild 1. Ein vereinfachte Funktionsschema der gesamten Anlage ist auf Bild 2dargestellt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind auf dem Schema nicht dargestellt: die Zentrallogik und Hauptverteilung ZL/HV und das rechnergestütze Panzerprüfgerät RPP.
Die wichtigsten Elektronikbaugruppen sind in der Monoblockelektronik zusammengefasst. Hier werden alle Signale zusammengeführt, umgeformt und weitergegeben. Alle Signale laufen durch die Zentrallogik und Hauptverteilung ZL/HV, in der die Betriebsstufen der Feuerleitanlage geschaltet werden und in der die Signale entsprechend der gewählten Betriebsstufe weiter verteilt werden. In der Zentrallogik und Hauptverteilung wird auch die Koinzidenzberechnung durchgeführt, die die Schussfreigabe bei stabilisierter Waffenanlage steuert. Das rechnergestütze Panzerprüfgerät RPP überwacht die Funktionsbereitschaft der Baugruppen der Feuerleitanlage, lokalisiert Fehler und zeigt sie an.

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Bild 1: Unterbringung der Hauptbaugruppen

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Bild 2: Funktionsschaltbild

Als Hauptzielfernrohr wird das bei STN-Atlas Elektronik hergestellte EMES-15 mit 12facher Vergrößerung bei einem Sichtfeld von 5 Grad verwendet. Es integriert ein binokulares Tagsichtzielfernrohr, ein Wärmebildgerät und einen Laserentfernungsmesser in einer Baugruppe. Ein baugleiches Gerät wird auch im Leopard 1A5 verwendet. Im Bild 3 wird die komplette Baugruppe des EMES dargestellt. Im grünen Gehäuse ist die Spiegelbaugruppe mit ihrer Stabilisierungselektronik, sowie den Kreiseln, Resolvern und Stellmotoren untergebracht. Darunter befinden sich der Laser-Entfernungsmesser und das Wärmebildgerät, dessen Sichtfeld in den Strahlengang des Tagkanals eingespiegelt werden kann. Dazu ist ein mechanischer Umstellhebel zu betätigen. Am Rohr des Fernrohrteils befindet sich die gemeinsame Okularbaugruppe. Über ein optisches Verbindungsrohr kann der Kommandant im PERI-R17 das Sichtfeld des Richtschützen einsehen und notfalls über das EMES von seinem Platz das Feuer führen. Die Strahlengänge der Optiken zeigt das Bild 4.

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Bild 3: EMES-15A1

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Bild 4: EMES-15

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Bild 5: Strichbild EMES-15

Das EMES-15 besitzt einen in zwei Ebenen stabilisierten Ausblickkopf für den Tages- und den Nachtsichtkanal sowie für den Laserentfernungsmesser. Die Stabilisierung der Kanone und des Turmes sind an die Primärstabilisierung des Ausblickkopfes gekoppelt. Über den Feuerleitrechner und weitere elektronische Baugruppen der Waffenstabilisierung folgt die Sekundär-Stabilisierung des Turmes und der Kanone der Primär-Stabilisierung des Ausblickkopfes. Die Schussverblockung gibt die Abfeuerung nur frei, wenn sich die Visierlinie des EMES und die Seelenachse der Kanone in der jeweiligen Soll-Lage befinden. Winkelgeber messen permanent die Abweichung der Waffenanlage zur Lage der Visierlinie in der Horizontalen und in der Vertikalen und führen Turm und Kanone ständig wieder in die Soll-Lage zurück. Deshalb spricht man hier auch von einer Waffennachführanlage. Der entscheidende Vorteil, neben der hohen Stabilisierungsgüte, besteht darin, dass über den Feuerleitrechner gesteuert, Turm und Kanone unabhängig vom primär stabilisierten Ausblickkopf des EMES aus der ursprünglichen in eine andere Soll-Lage geführt werden können. Somit können die vom Feuerleitrechner ermittelten Vorhaltewerte und Rohrerhöhungen automatisch umgesetzt werden, ohne dass der Richtschütze den Haltepunkt verändern muss. Er hat lediglich das Ziel mit der zentralen Richtmarke abzudecken und zu begleiten. Ist die Feuerleitanlage feuerbereit, wird das im Sichtfeld des Zielfernrohrs angezeigt und der Richtschütze kann abfeuern. Im Bild 5 ist das Strichbild im Sichtfeld des EMES-15 zu sehen. Ziele werden grundsätzlich mit der ringförmigen zentralen Richtmarke angerichtet. Die weiteren Striche können bei Bedarf zur behelfsmäßigen Ermittlung von Entfernungen nach dem militärischen Strichmaß und bei der Korrektur von Fehlschüssen verwendet werden. Bei funktionierender Feuerleitanlage soll der Richtschütze jedoch auch den Folgeschuss mit dem gleichen Haltepunkt abfeuern, so die geltende Regel. Am unteren Rand des Sichtfeldes wird die Entfernung und die gewählte Geschossart angezeigt, sowie die Schussfreigabe in Form des Buchstabens "F". Bei Verblockung der Schussfreigabe infolge zugroßer Abweichung der Sollage der Kanone zur Visierlinie wird eine "0" angezeigt.

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Bild 6: EMES-15A1 im Leopard 2A4

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Bild 7: Richtgriffe im Leopard 2A4

Bild 6 zeigt die Frontseite des EMES-15 mit dem Okularteil und dessen Einstelleinrichtungen. Rechts davon ist das Richtschützenbediengerät angebracht. An ihm befindet sich oben Anzeigeleuchten für die Betriebsstufen, darunter folgen die Einstellelemente für die Justierung auf 1500 m, die Feldjustierung, für das Wärmebildgerät, den Driftabgleich, den Waffenartschalter Kanone/MG und die Dimmer für Strichplatten- und Anzeigenbeleuchtung. Bild 7 zeigt den Richtgriff und den Turmstellungsanzeiger.. Der Richtgriff enthält mehrere Schalter. Das sind im einzelnen die Abfeuerung, die mit den Zeigefingern betätigt wird, der Taster für den dynamischen Vorhalt, der mit den Daumen niedergedrückt wird, der Sicherheitstaster für die Richtanlage, der mit den Fingern beim Umfassen betätigt wird und erst dann das Richten freigibt, sowie die Wipptaste für die Entfernungsmessung an der Oberseite der Richtgriffe. Beim Betätigen der Wippe nach links wird der Laser-Entfernungsmesser ausgelöst, bein Betätigen der Wippe nacht rechts wird die Entfernung auf E=1000 m umgestellt, falls eine exakte Messung unmöglich ist und mit der Kampfentfernung geschossen werden soll. Dabei verläuft der aufsteigende und der absteigende Ast der Flugbahn beim Haltepunkt Zielmitte und einer Zielhöhe von 2 m bis etwa 2000 m stets durch das Ziel, was in diesem Entfernungsbereich immer einen Treffer ermöglicht. Wird die rechte Wippe zweimal hintereinander betätigt, wird auf die zuletzt gemessene Entfernung zurückgeschaltet.
Das EMES-15 erlaubt das Schießen in der Betriebsstufe BEOBACHTEN und STAB EIN unter Nutzung der Leistungsmöglichkeiten des ballistischen Rechners. In der Stufe BEOBACHTENl ist die Waffennachführung nicht betriebsbereit, der Ausblickspiegel des EMES wird entsprechend der vom Ballistikrechner bestimmten Rohrerhöhung und Seitenvorhalte verstellt. Der Richtschütze muss das zentrale Richtkreuz mit den manuellen Richtantrieben bzw. mit der hydraulischen Richtanlage nach dem Messen der Entfernung erneut auf das Ziel bringen. Die
Rücksteuerung ist ebenfalls nicht betriebsbereit. Eine Koinzidenzprüfung zur Schussfreigabe erfolgt nicht. Der Laser-Entfernungsmesser ist funktionsbereit.
In der Betriebsstufe STAB EIN stehen alle Leistungsmöglichkeiten der Feuerleitanlage zur Verfügung.

Der digital arbeitende Feuerleitrechner liest aus den Speichermodulen alle zur Berechnung nötigen ballistischen Werte der einzelnen Munitionssorten. Die Hauptmunitionssorten für Gefechtseinsatz und das Übungsschießen sind bereits verfügbar und können recht einfach durch Wechsel des Speichermoduls an neue Entwicklungen angepasst werden. Bei der Vorbereitung des Schießens müssen von der Besatzung die für jede Kanone und Munitionsart beim Werksanschuss ermittelte individuellen Abweichung des mittleren Treffpunkts, dem sogenannten Systemfehler, einer Schußserie jeder Geschossart vom Hauptjustierpunkt am Eingabepult eingestellt werden. Ebenso werden vorher die Werte Lufttemperatur, Ladungstemperatur und die topografische Höhe des Einsatzgebietes, als Referenzwert für den Luftdruck, eingestellt. Der Wert für den Seitenwind wird vorab bei fester Einsatzrichtung eingestellt. Anfangs wurde der Seitenwind durch einen Sensor permanent ermittelt. Auf den Seitenwindsensor wurde in späteren Baulosen verzichtet. Bei Notwendigkeit wird über einen Korrekturwert die Verringerung der Anfangsgeschwindigkeit wegen des Rohrverschleißes eingestellt, da der Rohrverschleiß andernfalls zu einer geringeren Schussweite führt. Während des Schießens ermittelt ein Sensor die Verkantung des Turmes in der Querachse. Ein Abweichen von der Waagerechten führt zu großen Abweichungen beim Schießen und kann durch Verändern der Soll-Lage der Waffenanlage durch den Feuerleitrechner kompensiert werden. Für die Vorhaltewerte beim Schießen auf sich bewegende Ziele und beim Schießen aus der Bewegung werden durch Sensoren die Winkelgeschwindigkeiten der Waffenanlage beim Begleiten des Zieles in der Horizontalen und in der Vertikalen ermittelt. Der Feuerleitrechner kann aus diesen Werten die Vorhalten in Höhe und Seite errechnen und die Waffenanlage über die Richtantriebe entsprechend in eine neue Soll-Lage führen, während der Ausblickspiegel des EMES über die Eigenstabilisierung seine Position beibehält.
Als
Entfernungsmesser ist ein CE628 Laser der Firma Zeiss-Eltro-Optronik im EMES-15 integriert. Es ist ein Neodynium Yttrium Aluminium Granat Laser (NdYAG). Es können bis zu drei Messungen in vier Sekunden erfolgen. Der Messbereich beträgt 200 bis 10.000 Meter, bei einer Toleranz von 10 Metern. Die Entfernungsdaten werden dem Feuerleitrechner übermittelt und im Sichtfeld des Richtschützen angezeigt. Entfernungen über 4000 Meter werden dabei nicht automatisch vom Feuerleitrechner berücksichtigt und müssen manuell eingestellt werden. Als Messmarke wird die zentrale kreisförmige Richtmarke genutzt. Bei Notwendigkeit kann eine Unterdrückung von Zweitechos eingeschaltet werden, um sicherzustellen, dass nur der erste reflektierte Laserstrahl zur Entfernungsbestimmung ausgewertet wird.

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Bild 8: Wärmebildgrundgerät

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Bild 9: Wärmebild, enges Sichtfeld

Auch im Wärmebildzielfernrohr (WBG) ist das gleiche Strichbild wie im Tagkanal wiederzufinden, einziger Unterschied ist der fehlende zentrale Ring. Das WBG wird von der Firma Zeiss-Eltro Optronik auf der Grundlage eines Standard US-Moduls hergestellt. Der grundlegende Aufbau ist im Artikel über die Nachtsichtgeräte beschrieben. Die Zeit bis zum Erreichen der Betriebsbereitschaft beträgt cirka 10 Minuten, während dieser Zeit wird der aus 120 Kadmium-Quecksilber-Tellur-Elementen (CdHgTe) bestehende Detektor auf minus 196 Grad Celsius heruntergekühlt. Es ist möglich die Vergrößerung des WBG zu verändern. Zum Anrichten wird die 12fache Vergrößerung verwendet, zum weiträumigen Beobachten kann auf 4fache Vergrößerung umgeschaltet werden. In diesem Fall zeigt ein rechteckiger Rahmen das Sichtfeld der 12fachen Vergrößerung an, dadurch kann der Richtschütze erkannte Ziele schneller anrichten um danach die Vergrößerung umzustellen. Bei Bedarf kann die Polarität der Anzeige umgestellt werden. Warme Objekte werden entweder hell oder dunkel dargestellt, es handelt sich faktisch um ein "Negativ" des vorherigen Bildes. Ebenso kann der Kontrast nachgestellt werden um die Sichtbarkeit der Objekte zu verbessern. Die Bilddarstellung des Wärmebildgerätes wird über einen optischen Kanal direkt in das Sichtfeld des Tagkanals eingeblendet. Mit einem Umstellhebel rechts der Okularbaugruppe kann dann wahlweise zwischen Tag- und Wärmebildkanal umgeschaltet werden ohne die Augen von den Okularen zu entfernen. In den Leopard 2A1 bis 2A4 ist das PERI-R17 des Kommandanten über einen optischen Kanal mit der Okularbaugruppe des EMES verbunden. Das ermöglicht es dem Kommandanten, neben dem EMES-Tagkanal auch das Wärmebildgerät des Richtschützen zur Beobachtung und Feuerführung zu nutzen
Das Wärmebildgerät hat unter normalen Bedingungen eine Aufklärungsreichweite von weit über 3000 Metern. Die Sichtweite wird erheblich herabgesetzt bei natürlichen Nebeln mit hoher Dichte und relativ großen Tropfendurchmessern. Hier wird ein großer Teil der Wärmeabstrahlung der Objekte absorbiert. Dennoch ist das WBG gegenwärtig das beste verfügbare Sichtgerät für Nacht und schlechte Sicht. Auch bei Tageslicht kann es helfen, gut getarnte Ziele zu erkennen und sollte deshalb im Gefecht ständig eingeschaltet sein.

Bei Beschädigung des Hauptzielfernrohres kann das Feuer mit Hilfe eines teleskopischen Zielfernrohres mit achtfacher Vergrößerung vom Typ FERO-Z18 geführt werden. Bild 10 zeigt das Okular des FERO links vom Okularteil des EMES. Dieses Zielfernrohr ist achsparallel zur Kanone angebracht und hat einen Ausblick durch die Walzenblende. Es ist analog dem TZF-3 des Leopard 1 aufgebaut. Die Baulose bis zum Leopard 2A4 sind mit dem FERO-Z18 ausgestattet.

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Bild 10: FERO-Z18

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Bild 11: FERO-Z18, Z18A2 und Z18A6

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Bild 12: FERO-Z-18A2 und A6

Wegen der keilförmigen Zusatzpanzerung an der Turmfront ab den Baulosen Leopard 2A5 musste das Objektiv des FERO-Z18 aus der Walzenblendenfront an die Oberseite der Walzenblende verlegt werden. Das Bild 12 ermöglicht einen Blick auf die Oberseite der Walzenblende des Leopard 2A5. Links vom kastenförmigen Block des Ausblickteils des EMES, auf dem beweglichen Teil der Walzenblende, ist der nach oben verlegte, gepanzerte Ausblick des modifizierten FERO-Z18A2 zu erkennen. Dazu wurde vor das ursprüngliche Objektiv des FERO eine senkrechte optische Verlängerung eingebaut, wie sie Bild 11 zeigt.
Die Strichbilder der drei Modifikationen des FERO-Z18 sind prinzipiell gleich aufgebaut. Auf einer feststehenden Scheibe sind die Skalen der zwei genutzten Munitionsarten APFSDS (KE) und HEAT eingeätzt. Beim FERO-Z18A6 des Leopard 2A6 ist rechts des zentralen Richtkreuzes zusätzlich eine Skala für das Übungsgeschoss KE-Üb aufgebracht worden. Das Richtkreuz auf dem beweglichen Teil des Strichbildes entspricht dem des EMES.

Der Kommandant des Leopard 2 verfügt über 6 großflächige Winkelspiegel in einer starren Kuppel. Als vergrößerndes Sichtgerät für die Rundumbeobachtung und Zielbekämpfung ist in der Turmdecke links vor der Kuppel das monokulare Rundblickperiskop PERI-R17A1 eingebaut. Es besitzt eine in zwei Ebenen stabilisierte Visierlinie und verfügt über eine zwei und achtfache Vergrößerung bei einem Sichtfeld von 27 Grad bzw. 7 Grad, je nach eingestellter Vergrößerung. Es ist die Weiterentwicklung des PERI-R12, das im Leopard 1A4 verwendet wurde und von dem wesentliche Baugruppen übernommen wurden.

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Bild 13: PERI-R17

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Bild 14: PERI-R17 A2

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Bild 15: PERI-R17

Das PERI-R17 kann in folgenden Betriebsarten eingesetzt werden:
a) der Kommandant führt das PERI und kann unabhängig von der Turmstellung frei beobachten,
b) der Kommandant überwacht den Richtschützen, das PERI folgt der Hauptwaffe,
c) der Kommandant übernimmt die Führung der Hauptwaffe,
d) der Kommandant kann den Turm auf die Visierlinie des PERI einschwenken lassen
e) der Kommandant kann die Visierlinie des PERI zur Längsachse der Panzerwanne ausrichten, dabei wahlweise in 12 Uhr bzw. 6 Uhr Position.

Bild 16 zeigt das PERI-R17A1 im Leopard 2A4. Am unteren Rand ist gut der Hebel zu erkennen, mit dem auf den optische Kanal zum EMES umgeschaltet werden kann. Das folgende Bild 17 zeigt den links vor dem Lukenrand untergebrachten, um 360 Grad drehbaren Ausblickkopf des PERI-R17A2. In der 12 Uhr Position kann die Okularscheibe über eine Waschanlage gereinigt werden. Diese Düsen sind rechts unten am Fuss des Ausblickkopfes erkennbar. Zur Steuerung des PERI verfügt der Kommandant rechts an seinem Platz über einen an einem senkrechten Richtgriff angebrachten "Daumendruck"-Schalter. Dieser Richtgriff ist im Bild 18 gut erkennbar. Mit ihm kann auch in schwerem Gelände das PERI sicher geführt werden, da der Griffstock fest steht und der rechten Hand des Kommandanten einen sicheren Halt bietet. Nur durch Verändern des Daumendrucks auf eine cirka 3 cm große gummierte Sensorscheibe kann der Kommandant das Sichtfeld des Periskops in der Höhe und Seite steuern. Am Richtgriff sind die Bedienschalter für die Betriebsstufen angebracht sowie die Abfeuerung der Waffen.

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Bild 16: Leopard 2 A4

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Bild 17: PERI-R17A1

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Bild 18: Bedienelemente, Leopard 2 A4

Bild 18 zeigt ebenfalls die beim Kommandanten angebrachten Bedieneinrichtungen der Feuerleitanlage. Das ist zunächst , hinter dem weißen Schutzbügel, der Bedienkasten des PERI mit dem Hauptschalter, dem Wisch-Wasch-Schalter und den beiden Potentiometern des Driftabgleichs. Es folgt links der Dimmer der Schalterbeleuchtung mit Lampentestschalter, es schließt sich an der Kommandantenbedienkasten für die Nutzung des Wärmebildgerätes und ganz links der Bedienkasten der Nebelmittelwurfanlage, mit dem geschützten roten Hauptschalter und dem Tastenfeld für die Auslösung der rechten bzw. linken Wurfbecher. Links unterhalb folgt der Betriebsstufenschalter der Waffenstabilisierung mit dem auffälligen weißen Pfeil auf dem Drehschalter. Es können die Betriebsstufen TURM AUS, BEOBACHTEN und STAB EIN gewählt werden. Unterhalb des PERI-Fußes, links oben am Bildrand, befindet sich das Bediengerät für den ballistischen Rechner, an dem bei der Vorbereitung des Schießens die einzelnen Werte eingegeben werden und an dem während des Schießens einzelne Werte manuell korrigiert werden können.
Der Nachfolger des Rundblickperiskops PERI-R17A1 ist das
PERI-R17A2 mit integriertem Wärmebildgerät OPHELIOS-P, wie es ab dem Leopard 2A5 eingesetzt wird. Wesentliche Baugruppen des Vorgängermodells wurden beibehalten. So sind auch die Funktionen grundsätzlich gleich, jedoch um die Möglichkeit der autonomen Nachtsicht über Wärmebild erweitert. Dies war ein ernster Mangel in den bisherigen Modellen des Leopard 2. Hier konnte der Kommandant entweder über einen eigenen Einblick das Wärmebild des Richtschützen mit beobachten oder sich ein passives Fahrernachtsichtgerät an Stelle eines unbeweglichen Winkelspiegels in die Kommandantenluke einbauen.
Das Bild 19 zeigt schon das PERI-R17A2. Da sich das PERI jetzt links hinter der Kommandantenluke befindet, musste die Okularbaugruppe ebenfalls auf die linke Lukenseite verlegt werden und ist nun über einen optischen Kanal, der nach hinten verläuft, mit dem PERI verbunden. Diese optische Verbindung ist im Bild 20 gut zu erkennen. Zur Beobachtung über das Wärmebildmodul des PERI nutzt der Kommandant nun einen Monitor links vor sich, den das Bild 21 zeigt. Es ist zusätzlich möglich das Bild des EMES auf diesem Monitor darzustellen. Es kann wahlweise eine 4, 12 oder 24fache Vergrößerung eingestellt werden.  Am Monitor befindet sich rechts das Bedien- und Prüfgerät des Kommandanten. sind auch die Bedienelemente untergebracht. Zur Verbesserung der Sicht für den Kommandanten wurde der vordere Winkelspiegel im Lukenring gegen einen sehr großflächigen Sichtblock ausgetauscht.

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Bild 19: Leopard 2 A5

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Bild 20: PERI-R17A2

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Bild 21: PERI-R17A2 im Leopard 2A6

Es besteht weiterhin die Möglichkeit eine Videokamera für Tagsicht einzubauen, um das Fernsehbild an anderen Bedienplätzen zur Verfügung zu stellen, wie das schon im Kampfpanzer Leclerc der Fall ist. Vorgesehen ist die Möglichkeit ein sogenanntes Tippvisier zu integrieren. Dieses erlaubt nach Antippen eines Winkelspiegels das Einlaufen der Visierlinie auf die Blickrichtung dieses Winkelspiegels.
Die nächsten Bilder ermöglichen einen Blick von oben auf den Turm eines Leopard 2A5 mit der geschlossenen Kommandantenluke, vor der sich der große Sichtblock und links hinter der Luke der Ausblickkopf des PERI befindet. Die Konstruktion des PERI-Fußes ist auf dem Bild 23 gut ersichtlich. Das PERI ist erhöht aufgesetzt, um freies Sichtfeld zu garantieren. An Stelle der Wisch-Wasch-Anlage ist nun ein elektrischer Scheibenwischer direkt am Ausblickkopf angebracht worden. Das Wärmebildmodul OPHELIOS-P selbst ist auf dem Bild 24 zu sehen.

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Bild 22: PERI-R17 A2

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Bild 23: PERI-R17 A2

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Bild 24: Ophelios-P

Eine Feldjustieranlage vervollständigt die Feuerleitanlage des Leopard 2. Sie besteht prinzipiell aus den in das Hauptzielfernrohr und die Waffenstabilisierung integrierten Baugruppen und einem an der Kanonenmündung angebauten Referenzspiegel. Wenn nach längerem Feuer mit der Kanone die thermische Belastung des Rohres zu groß wird, kann es LEO2_Feldjustieranl.jpgdurch eine Rohrverbiegung zu erheblichen Abweichungen in der Justierung des Zielfernrohres kommen. Auch die mechanische Gefechtsbelastung kann zur Dejustierung führen.
Die Feldjustieranlage ermöglicht es der Besatzung, ohne Verlassen des Kampfpanzers, mit minimalem Zeitaufwand die Justierung zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Dazu muss der Richtschütze die Feldjustieranlage einschalten, worauf Hauptzielfernrohr und Kanone in einen konstruktiv festen Winkel einlaufen. Der Spiegel an der Mündung des Rohres reflektiert nun einen Referenzlichtstrahl, der im Hauptzielfernrohr in Bezug zur Justiermarke, meist die zentrale Richtmarke, gesetzt werden kann.
Erforderlichenfalls, kann der Richtschütze an seinem Bedienpult die Justierung korrigieren. Auch mechanisch bedingte Abweichungen können so gefechtsmäßig ausgeglichen werden.

 

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Stefan Kotsch